Foto: Office du Tourisme du Pays d'Aubel
Die Region des Herver Landes grenzt unmittelbar an Ostbelgien. Tatsächlich kann man sich ein wenig wie in italienischen Gefilden fühlen, wenn man über die sanften Hügelkuppen, die Baumgruppen, Heckenwege und sattgrünen Weiden- und Wiesengründe hinweg auf die Silhouetten des Herver Plateaus mit seinen Bauernhöfen und Kirchtürmen blickt.
Foto: Michelle Delagrange
An fast jedem Flecken möchte man innehalten und den Augenblick genießen, sich von der Natur umarmen lassen. Mittendrin liegen echte Charmebolzen wie Aubel, das bekannt ist für seinen schlemmerhaften Sonntagsmarkt. Oder die Abtei Val-Dieu, ein Kleinod, das 2016 seinen 800. Geburtstag feiert. Das Bier und der Käse von Val-Dieu und die anderen lokalen Produkte des lukullischen Paradieses Herver Land werden mit vielen Informationen dazu auch im „Platz des Geschmacks“, dem „Place des Saveurs“, in Herve präsentiert.
Foto: Office du Tourisme du Pays d'Aubel
Von dort (ehemaliges Bahnhofsgebäude) aus lässt sich über den so genannten RAVeL-Weg 5, einem sehr gut ausgebauten Rad- und Wanderweg quer durch das Herver Land (insgesamt 40 km), bis vor die Tore von Lüttich über die Strecke der ehemalige Bahnlinie 38 wandern oder biken. Die Gegend darf sich zudem mit drei der „schönsten Dörfer der Wallonie“ schmücken, einem offiziellen touristischen „Titel“.
Das erste, Clermont-sur-Berwinne, könnte das Bühnenbild einer Operette sein. Malerisch heben sich die Farben der Backsteinbauten und der silbergraue Schiefer der niedlichen Häuschen von Clermont-sur-Berwinne vor dem prächtigen Grün der Obstwiesen und Weiden ab.
Das zweite, das versteckt gelegene Soiron bei Pépinster, gruppiert sich um das Schloss und eine Reihe von harmonisch um die Wette strahlenden klassischen Gebäuden im Maasrenaissance-Stil aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Und das dritte, Olne, liegt nur wenige Minuten von Soiron entfernt. Es hat architektonisch nicht so viel zu bieten wie Soiron. Es verdankt diesen Titel vor allem seinen Wanderwegen und den wunderschönen Weilern ringsum auf den Höhen über den Tälern der Weser und der Magne. Hier erleben Wanderer Ausblicke über das Relief der Hügel, Senken und Wiesengründe bis hinüber ins Hohe Venn über Spa.
Saint Hadelin, Gelivaux, Hansez, Vaux-sous-Olne und Bois d'Olne heißen dieser Ardenner Dörfer, deren Bruchsteinarchitektur bildschön und harmonisch ist. Saint Hadelin mit seiner kleinen, romantischen Kirche auf einem Felsvorsprung überragt das Tal der Magne.
Doch zurück nach Aubel. Die gotische Pfarrkirche von Aubel, die 1910 fertig gestellt wurde, besitzt einen gewaltigen Glockenturm, der stolze 64 m hoch, über die ganze Umgebung weithin sichtbar ist und für das kleine Aubel viel zu groß erscheint. Die Kirchenfenster des Glasermeisters Camille Ganton-Defoin erleuchten das Innere mit ihren schillernden Farben. Die sieben großen Glaswände, die den großen Chor umgeben, symbolisieren die Gesetze des Rosenkranzes. Früher umgab der alte Friedhof die Kirche. Er birgt prachtvolle Grabsteine aus dem 16. bis 20. Jahrhundert.
Gegenüber geradezu ein Winzling ist das schief gebaute und nicht nur schief wirkende, für die heutige Zeit unglaubliche Lokal „Au Vieil Aubel“ aus dem 16. Jahrhundert, ein Unikat. Man hat den Eindruck, als könnte gleich ein Musketier durch die niedrige Tür in die Schankstube eintreten (und das läge nicht am gehaltvollen Spezialbier).
Der beschauliche Ortskern von Aubel beheimatet eine stattliche Anzahl von Cafés, Bistrots und Adressen von Herstellern regionaler Produkte, eine bemerkenswerte Kulisse der Lebensart.
Aubel ist auch ein Wanderparadies, nicht nur zur Obstblüte. Beispielsweise wurden die meisten der Pfade und Wege zwischen Aubel und Val-Dieu bereits im Mittelalter von den Brüdern der Abtei benutzt und tragen religiöse Bezeichnungen wie der Rundweg des Heiligen Bernhard oder der Wanderweg der Zisterzienser. Gesäumt werden sie von uralten Hecken und Büschen, die heute wie damals zu jeder Jahreszeit Schutz vor den Unbilden der Natur bieten.
Von Aubel führt ein Wanderweg durch die Wiesengründe und sanften Hügel direkt bis hinter die Mühle von Val-Dieu. Wer möchte, kann in Val-Dieu eine Rast machen und sich für den Rückweg nach Aubel stärken. Oder den Weg in die andere Richtung nehmen.