Es gibt viele gute Märkte in der Region. Was den von Aubel so besonders macht, ist die intensiv gepflegte Lebensart, aber auch das lockere Savoir-Vivre der Belgier und die sonntägliche (Volks-)Feststimmung.
Denn der Sonntag ist der „Ausgehtag“, der Tag der Familie, der Feste, der Traditionen und der Veranstaltungen. Zudem versteht man es mit unnachahmlichem Know-how in bester Tradition hervorragende Regionalprodukte innerhalb einer überschaubaren Region herzustellen, dem Herver Land und seiner Umgebung.
Und man zelebriert den Genuss (der eigentlich schon beim Einkaufen beginnt), auch bei den einfachen Dingen, die dem Alltag dann die gewisse Würze verleihen. Das fängt beim Abteibier im bauchigen Glas an, das nicht einfach heruntergetrunken wird, und hört beim Kaffee in Begleitung von süßen Knabbereien und Schokolade auf.
Am 28. August 1630 bereits gewährt Philipp IV von Spanien als damaliger Herrscher den Einwohnern von Aubel das Recht im Ort einen wöchentlichen Markt abzuhalten. Zunächst ist das nur ein Kornmarkt, der sich schnell um einen Butter- und Viehmarkt erweitert. Heute wimmelt es rund um den kleinen Marktplatz von Aubel jeden Sonntag nur so von Ständen und Buden. Mal kurz Schlange stehen macht niemandem etwas aus.
Man spürt die Hingabe und Leidenschaft, welche die Menschen den heimischen Produkten entgegen bringen, auf Schritt und Tritt beim Flanieren über den Markt. Der hat durchaus auch Unterhaltungswert. Mit einem wuchtigen Messer tranchiert die Marktfrau aus Jupille vor Aroma und Geschmack strotzende dicke Scheiben von einem immensen Knochenschinken. „Le vrai jambon à l’os“, der einzig wahre gekochte Knochenschinken, preist sie an und lässt es sich nicht nehmen zwischendurch ein Liedchen zu trällern. Diesen Schinken gibt es in unseren Breiten so wirklich nur in Belgien, aber natürlich nicht nur in Aubel. Auf einem superfrischen, knackigen Baguette mit guter Aubeler Butter wird er zur „Delikatesse to go“, zum „Hero“ jeden Picknicks.
Eine wunderbare Atmosphäre lockt dazu zwischen den Auslagen der Stände mit Gemüse, Obst, Blumen, Käse, Fleisch- und Wurstwaren in großer Fülle, Gebäck, Brotsorten und vielen andere Spezialitäten wie küchenfertige Schnecken („petit gris“) oder Entenfleischprodukte (Entenbrust, Terrine, Fois Gras) aus Upignac bei Namur, wallonische Gourmandisen, die von Kennern sehr geschätzt werden.
Zu einem qualitätsvollen Angebot gehört auch frischer Fisch. Auf dem Aubeler Markt steht ein Fischwagen voller Meeresspezialitäten unter anderem aus Boulogne-sur-Mer, einem der größten Fischereihäfen Frankreichs, was einem Qualitätssiegel gleichkommt (Boulogne liegt nur rund vier Stunden entfernt). Feinschmecker schlürfen in der Saison hier auch schon mal die eine oder andere Auster.
So ist das nun (Gott sei Dank) einmal auf einem typischen belgischen Markt, vom einfachsten, traditionellen bis zum superfeinsten, alles auf einem Fleck, stressfrei und hier eigentlich völlig normal.
Informationen:
Der Aubeler Markt findet dienstags und sonntags, von 8 bis 13 Uhr statt.