Von den Roten und den Grünen

Brauerei Grain d'Orge

Tags: Bier

In der kleinen Brauereikneipe „Grain d’orge“ (dtsch. Gerstenkorn) in Hombourg werden Spezialbiere ausgeschenkt, die ebenso originell sind wie die Geschichte ihrer Namen.

Man erzählt, dass im Jahre 1591 im kleinen Dorf Hombourg in der Gemeinde Plombières am Rande des Herver Landes eine Schützenbruderschaft existierte, die „Société de Tir St. Brice. Ihre Mitglieder veranstalteten mit viel Freude Feste und andere Aktivitäten für die Pfarrgemeinde.

Eines Tages, 300 Jahre später, ereignete sich etwas, was für das kleine Dorf weittragende Folgen haben sollte. Anlässlich einer Prozession sollten die „Brice“ die hölzerne Statue der Heiligen Jungfrau tragen. Aufgrund der großen Hitze jedoch kamen die Brice auf die Idee, die Statue einfach an einer Straßenböschung abzustellen. Der damalige Pfarrer war darüber so erbost, dass er es durchsetzte, dass eine neue Bruderschaft gegründet wurde, die „Société St. Joseph“.

Während die Farbe der Brice das Grün war, so war das Rot diejenige der „Joup“ (einer Abwandlung von Joseph). So bestanden fortan zwei verfemte Bruderschaften in Hombourg, die das Dorf spalteten. Das ging sogar soweit, dass an den Toren der Bauernhöfe entweder eine grüne oder rote Kennzeichnung angebracht wurde, je nachdem welche „Gesinnung“ der Bauer hatte.

Noch heute existieren die beiden Gesellschaften in Hombourg. Sie organisieren Bälle, Feste, haben ihren eigenen Saal und ihre eigenen Musikgruppen. Eine Heirat zwischen einem „Brice“ und einer „Joup“ und umgekehrt ist nie möglich gewesen. Dennoch gibt es jemanden in Hombourg, der die beiden „Streithähne“ sozusagen „beim Glase“ vereint.

Spezialbiere

Die Mikrobrauerei in Hombourg braut zwei Spezialbiere mit den Namen „Brice“ (ein Helles) und „Joup“ (ein Dunkles). So kommt es, dass trotz aller „Feindschaft“ ein Brice mal ein „Joup“ trinkt und ein Joup mal ein „Brice“, je nach Lust und Laune. Ein Zeichen für eine gesunde Rivalität. Benoît Johnen ist der Bierbrauer, der sich 2002 einen Traum erfüllte und in dem ehemaligen „Café 2002“ begann, seine erste Biersorte auf der ersten Etage des Lokals zu brauen.

Heute sind es bereits 15 Sorten Gerstensaft an neuer Braustätte, getrennt vom Bierlokal. Es handelt sich ausschließlich um „lebende Biere“, das heißt um obergärige Biere, die längere Zeit nachfermentieren, was ihren außergewöhnlichen Geschmack, ihre Haltbarkeit und auch den gesunden Bodensatz der Hefeextrakte ausmacht.

Im „Grain d’Orge (Gerstenkorn) sind die beiden Biere Joup und Brice zu Markenzeichen geworden. Man erkennt die beiden Starkbiere an ihren originellen und lustigen Illustrationen auf den Etiketten, auch eine Idee von Benoît Johnen.

Neben den beiden Hausmarken braut Johnen noch weitere Biersorten für andere Gastronomen im Dreiländereck Belgien, Deutschland, Niederlande. Dazu zählen das originelle „ 3 Schtèng“ (3 Säulen) mit dem Zeichen der drei Grenzsteinsäulen, welche das Dreiländereck assoziieren. Dazu kommt eine weitere regionale Spezialität, das „Hervoise“, ein süßlich fruchtiges Bier, das mit dem berühmten Herver Sirup aromatisiert wird. 

Die im Dorf Homburg gelegene Mikrobrauerei Grain d’Orge ist spezialisiert auf exklusive Biersorten (Hervoise, Aubel Double und Triple). Die Hausbiere Brice (Blonde), Joup (Brune) und Canaille, ein Weißbier. Im Winter wird ein Spezial-Festtagsbier gebraut mit dem Namen La Grelotte, ein dunkles, ungefiltertes, obergäriges Bier.

Wer das Lokal „Gerstenkorn“ betritt, dem fällt sofort die riesige kupferne „Haube“ eines Braukessels über der Theke auf, ebenfalls ein Markenzeichen der Mikrobrauerei. Im Sommer sitzen die Gäste in pittoresker Atmosphäre der alten Bruchsteinhäuser von Hombourg auf der Terrasse und genießen kleine Speisen zu schmackhaften handwerklich produzierten Bieren bei Benoît und Viviane Johnen.

Von: Rolf Minderjahn

Am: 29.04.2016

In: GastroNews

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