La Linea oder Spiel mir das Lied vom… Tod oder Leben?

La Linea im Kulturzentrum Alter Schlachthof Eupen

Tags: Schlachthof, Theater

 Ostbelgien - La Linea im Kulturzentrum Alter Schlachthof Eupen

Foto: Annick Greven

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe rund um den Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft präsentierte die DG am 24. und 25.11. „La Linea“ des Junge Agora-Theaters. Neun Schauspieler zwischen 15 und 72 erzählen, frei nach dem Jugendroman der amerikanischen Jugendautorin Ann Jaramillo „La Linea“ die Geschichte von Miguel und Elena – das Geschwisterpaar aus San Jacinto, das sich aufmacht die berüchtigte „la linea“, die Grenze zwischen Mexiko und den USA, zu überqueren… für ein besseres Leben.

Das Ensemble unter der künstlerischen Leitung von Helga Kohnen greift damit ein aktuelles Thema auf: Flucht und illegale Einwanderung. Der Roman selbst dient der Inszenierung als thematische Grundlage: Abwechselnd lesen die Darsteller Auszüge aus „La Linea“ – Szenen einer Flucht... Schleuser, Vergewaltigung, Verfolgung, Tod – während auf der Bühne neun davon völlig losgelöste, individuelle Fluchtschicksale als Parallelwelt stattfinden. Packend, mitreißend, realitätsnah… berührend.

Foto: Annick Greven
Foto: Annick Greven

Das reduzierte Bühnenbild lebt von drei Kleiderschränken, mal Wohnraum, mal Zug, und lässt den Inhalten den nötigen Raum: Neun Menschen auf der Flucht. Eingepfercht auf dem Dachboden eines zum Abriss freigegebenen Hotels. Begleitet von der ständigen Angst vor Entdeckung und Abschiebung, warten sie auf ihre Weiterreise, zur kräftezehrenden Koexistenz verdammt: Schikanen, Anfeindungen, Furcht, Hunger und Durst, aber auch Zusammenhalt, Solidarität, Freundschaft, Mut, Hoffnung und dem Traum von Freiheit, London, Berlin, Crème Brulée und Tomatensalat prägen ihre Hassliebe, die zu Herzen geht.

Ca. 310 Zuschauer werden gestern Abend im Alten Schlachthof hautnah mit der Realität konfrontiert - La Linea als Spiegel der Realität: Jenin, Öncüpinar… seit Jahren Thema. In den Abendnachrichten… zapp und weg. Im Zuge der neuesten Ereignisse und Entwicklungen ist die Flüchtlingsproblematik so präsent wie nie, jetzt direkt vor unserer Haustür. Die Terroranschläge von Paris – eine Katastrophe, ein Angriff gegen die gesamte westliche Welt und ihre Werte – bringt die andauernde Flüchtlingsdebatte erneut zum Überkochen.

La Linea verändert die Perspektive, regt an zum Nachdenken, Überdenken, Umdenken und zum Handeln.

Von: Danielle De Bie

Am: 27.11.2015

In: KulturNews

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