Kirche St. Katharina

Wappen Weims & Pallandt

Wappen WeimsWappen Pallandt

Der Dorfkern von Kettenis, seit 1977 ein Ort in der Gemeinde Eupen, gliedert sich um seine gotische Pfarrkirche Sankt Katharina. Diese, noch stets von ihrem Friedhof umgeben, könnte um die Jahrhundertwende 1400 errichtet worden sein. Im ersten Halbjahre des 16. Jahrhunderts wurden bedeutende Umbauten durchgeführt. Auf die Pfarrunabhängigkeit von Walhorn 1648 folgten in den Nachjahrzehnten noch weitere Arbeiten. Der untere Teil des Kirchturmes im Westen weist noch Ursprünglichkeit auf.

Wappen Weims
Wappen Weims

Im gotischen Chor mit Spitzbogenfenstern zeigt die Decke ein Kreuzrippengewölbe, wobei vier Schlusssteine armoriert2 sind. Dieser Gebäudeteil könnte aus dem Jahre 1520 stammen, wie es eine Inschrift auf einem Türsturz ebenda annehmen lässt. Jene Wappensteine sind etwas phantasievoll gestaltet und werden im Denkmälerverzeichnis mit „Schuyl, Wambach, Pallandt, usw.“ gedeutet.

Wappen Pallandt
Wappen Pallandt

Das Wappen der Schuyl von Walhorn, ein durch je drei Amseln3 begleiteter Rechtbalken (siehe Bergkapelle), ist in der Tat mühelos zu erkennen, selbst wenn das Federvieh recht summarisch dargestellt ist.

Die nächsten zwei Schlusssteine führen mehrere Querbalken im Schilde, was vielerlei Auslegung Raum lässt. Das erste Wappen soll nun aber die Familie Wambach darstellen. Genauer gesagt handelt es sich hier jedoch um das Geschlecht von Weims genannt von der Wambach, die mehrfach geteilt von Schwarz und Silber ihr Eigen nannten. Wenn auch der Bezug zum nahegelegenen Hause Weims augenfällig ist, besteht eine merkwürdige heraldische Beziehung zu dem Geschlecht von Weismes im Lande von Stablo-Malmedy. Weims sei nichts weiter als eine Zusammenziehung von Weismes und beide haben dasselbe Wappen. So ist auch Belven eine Verballhornung (16. Jahrhundert) von Bellevaz (13. Jahrhundert), das heißt Bellevaux oder Belval.

Der zweite Wappenstein mit den Querbalken soll das Geschlecht von Pallandt darstellen.4 Deren verbürgte Geschlechterfolge lässt sich bis zum Beginne des 14. Jahrhunderts in der Person des „Cleynarnout“ nachspüren. Dieser „kleine Arnold“ entstammte bürgerlichen Verhältnissen und war in der Reichsstadt Aachen außerordentlich umtriebig. Sein erster Sitz war das stark befestigte Schloss Breitenbend an der Rur, durch diese von Linnich getrennt; verheiratet war er mit Sophie von Merode. Er trat als maßgeblicher Geldgeber niederrheinischer Fürsten auf. Die Sippe von Pallandt entfaltete sich in den Folgejahrhunderten über mehrere Linien und Zweige hinweg, worunter auch unebenbürtige. Als kurzer Überblick sei lediglich erwähnt, dass sie unter anderem Herren im Jülichschen, Limburgischen (Beucken, Crapoel, Guesselt, Ruyff) und Luxemburgischen waren. Um das Jahr 1450 waren Werner II. († 1456) und sein Sohn Dietrich von Pallandt († 1481) nachfolgend Herren von Libermé in der Bank Walhorn. Falls dieser Umstand die Anwesenheit ihres Wappens in der Ketteniser Kirche erklären möchte, so muss der Chorraum für wesentlich älter als 1520 angenommen werden.

Der vierte und letzte Schlussstein schließlich entzieht sich bislang seiner Entzifferung. In grobem Relief ist gerade noch ein Rechtbalken erkennbar, begleitet von abgehenden Streifen, die das Ganze wie eine Fischgräte aussehen lassen. Fest steht, dass es sich weder um die Gattin des Werner von Pallandt, eine Engelsdorf, noch um diejenige des Dietrich, eine Marck-Arenberg, handelt.

2 mit Wappen ausgeschmückt

3 In der Heraldik ein kleiner, meist schwarzer, an Schnabel und Klauen gestümmelter
Vogel mit am Leibe anliegenden Flügeln

4 Frei nach MÜLLENDER, F. M. J.: „Die Wappen des Reuländer Urbars. Eine heraldisch-genealogische Betrachtung“, BoD Norderstedt 2011 (ISBN 978-3-8423-7507-9)

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