Wappen Lothringen

Wappen Lothringen

Etwa in der Mitte des Straßenzuges Gospert mündet der Fränzel am rechten Ufer des Stadtbaches ein. Zwei Häuser entfernt erhebt sich das Anwesen 82-84 aus dem 18. Jahrhundert.8

An der rechten Giebelwand, die vom öffentlichen Bürgersteig aus gut einsehbar ist, befindet sich eine grau gestrichene, augenscheinlich an ihrer rechten Seite beschädigte, gusseiserne Herdplatte von 59 mal 64 Zentimetern. Diese stellt das Wappen der Herzöge von Lothringen seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts dar.

Um das Jahr 965 aus dem Nachlass des fränkischen Königs Lothar II. begründet und seit dem elften Jahrhundert in der Hand der Nachkommen der Grafen von Metz, grenzte das verselbständigte Herzogtum im Norden an die spanischen Niederlande und das Erzbistum Trier, im Osten an die Kurpfalz und die arg zersplitterten elsässischen Territorien, im Süden an die Freigrafschaft Burgund sowie im Westen an das Königreich Frankreich. Die Hauptstadt war Nanzig (Nancy), und die drei Bistümer Metz, Toul und Verdun bildeten Enklaven.

So wie es in der Gosperter Hauswand eingelassen ist, wird das Wappen wie folgt blasoniert: dreifach gespalten, einfach geteilt, was acht Felder für „vier Königreiche und vier Herzogtümer“ ergibt und die stolzen Ansprüche der Herzöge von Lothringen widerspiegelt:

Wappen Lothringen
Wappen Lothringen
  1. achtfach von Rot und Silber geteilt (Ungarn);
  2. Blau mit goldenen Lilien besät, darüber ein roter Turnierkragen (Anjou-Neapel);
  3. in Silber ein goldenes Krückenkreuz, begleitet von vier goldenen Kreuzchen (Jerusalem);9
  4. in Gold vier rote Pfähle (Aragon);
  5. Blau mit goldenen Lilien besät und rotem Schildrand (Anjou);
  6. in Blau ein goldener, umgewendeter Löwe, rot bewehrt, gezungt und gekrönt (Geldern);
  7. in Gold ein schwarzer Löwe, rot bewehrt, gezungt und gekrönt (Jülich);
  8. Blau mit goldenen, fußgespitzten Wiederkreuzchen besät, darüber zwei goldene, abgewendete Barben (Bar);10
  9. im goldenen Mittelschild ein roter Schrägbalken, belegt mit drei silbernen, gestümmelten Adlern (Lothringen).

Damals wie heute wird es sicherlich reizvoll gewesen sein, eine ansprechende Herdplatte sein eigen zu nennen. Das lothringische Wappen dürfte spätestens seit der Entsetzung Wiens im Jahre 1683 eine starke Verbreitung erfahren haben und zu einem beliebten Motiv gediehen sein. Die Gosperter Platte ist denn auch gewiss kein Einzelstück.

8 Frei nach MÜLLENDER, F. M. J.: „Jerusalems Kreuz über Jülichs Löwen. Vom Gosperter Vierkönigswappen“. In: Geschichtliches Eupen, Band XXXVIII, 2004, S. 151 ff.

9 die große heraldische Ausnahme, für die die Untersagung von Metall auf Metall nicht gilt

10 das einzige der vier hier abgebildeten Herzogtümer, über das Lothringen wirklich geherrscht hat

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