Rathausplatz

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Das Gebäude des Rathauses bildet eine Einheit mit der rechts anliegenden Kirche. Diese Liegenschaften stellen die verbleibenden Überreste des Klosters der Kapuziner dar.

Mit Datum vom 11. Mai 1664 schenkte Ivo von Hoen, Baron von Cartils19 und zur Hälfte Grundherr von Stockem, den Kapuzinern vier große Morgen20 zu 150 Ruten21 Grund, um darauf das Gebäude samt Kirche zu erbauen. Besagtes Gelände befand sich „boven de porte“ im Claesveld,22 wo die St- Nikolaus-Kirche Land besaß. Das langwierige Verfahren zur Ordensniederlassung der Kapuziner in Eupen im Jahr 1664 eine Wandlung. Getreu ihrer Gepflogenheit, sich immerfort im Herzen der jeweiligen Ortschaft zu beheimaten, erschien den Kapuzinern die Liegenschaft im Claesveld doch zu abgeschieden. Bei ihrer Suche nach einem geeigneten Tauschobjekt wurden sie schließlich bei Johann Maigret, dem Drost Baelens, fündig. Gegen zwei Morgen vermittelte dieser ihnen einen Baugrund weiter unterhalb des Claesveldes, eine Straße ferner als die St-Nikolaus-Kirche am Marktplatz. Der aufgestellte Akt trägt das Datum vom 1. Januar 1665 und ist durch den Syndikus23 Thomas Bong sowie die beiden Kapuziner Pater Paulinus von Virton und Bruder Mauritius von Hesdin unterzeichnet.

Rasch erhob sich eine erste Notkirche auf dem Eupener Baugrund. Der Keimling der späteren Klosteranlage war somit gesetzt. Zu guter Letzt traf auch endlich die noch ausstehende Erlaubnis der zuständigen kirchlichen Behörde ein. Am 23. Mai 1665 erteilte der für Eupen zuständige Lütticher Fürstbischof Maximilian Heinrich von Bayern (1621-1688) seine Zustimmung. Endlich konnten also am 12. Juli 1665, einem heißen Sommertag, die jahrelange Mühe von Erfolg gekrönt werden.

In einer feierlichen Zeremonie, an die sich wohl ein Bankett angeschlossen haben dürfte, wurde der Grundstein zum eigentlichen Kloster der Kapuziner gelegt. Diesem Festakt wohnten insbesondere der Abt von Klosterrath, Mathias von Amezaga sowie der Provinzgouverneur von Limburg, Fürst Johann Franz Desideratus von Nassau-Siegen, bei. Die Eupener Prominenz bestand unter anderem aus den Bürgermeistern Winand Pommée und Thomas Bong,24 dem Pfarrer Baelens Peter Melchers genannt van der Steege, dem Herrn von Eupen Albert Ernst von Halley und dem Meier Johann Maigret.

Es ist hervorzuheben, dass die Eupener Klostergründung die erste Kapuziner- bzw. Franziskanerniederlassung in der gesamten Provinz Limburg25 darstellt, sieht man einmal von derjenigen ab, die anno 1610 in der brabantisch- lütticher Festungsstadt Maastricht erfolgt war. Bis zum Ende des Ancien Régime waren also die Kapuziner zu Eupen in Limburg einmalig.26

Das Bauvorhaben wurde vollständig aus Spenden bestritten. Mit Sicherheit werden auch vermögende kirchliche und weltliche Honoratioren ihr nicht unbedeutendes Scherflein beigetragen haben. Das Errichten dieses letztlich umfangreichen Klosterkomplexes erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte. Die Eupener Bevölkerung, hier insbesondere das bemittelte Unternehmertum, blieb auch weiterhin den Patres wohlgesonnen. So wurden die Summen für das Errichten eines weiteren Gebäudeflügels im Jahre 1732 zum Großteil durch den Kaufmann und Bankier Leonhard Thimus und seine Gattin Anna Maria Gadé aufgebracht. Zu jener Zeit war Guardian, will sagen der auf drei Jahre gewählte Vorsteher, P. Albertus, Bruder des wohltätigen Stiftungsgebers, der als Andenken für einen Wappenstein sorgte.

Wappen Fenster

Am 19. September 1797, zwei Jahre nach der durch das Gesetz vom 1. Oktober 1795 erfolgten Einverleibung Belgiens, Lüttichs und Stablo- Malmedys (sic!) in die französische Republik musste das Kloster durch die Kapuziner aufgegeben werden. Nachdem es als Salz- und Heulager gedient hatte, wurde das Kirchengebäude nach dem Konkordat von 1801 der Verwaltung der Pfarre St. Nikolaus unterstellt, während das eigentliche Klostergebäude per Dekret vom 19. Mai 1808 in den Besitz der Gemeindeverwaltung Eupen gelangte. Seit 1863 und bis zum heutigen Tag dient das ehemalige Kloster der Kapuziner ausschließlich als Sitz der Stadtverwaltung Eupen; mit den ursprünglichen Bauwerken des 17. Jahrhunderts hat es gerade noch den Grundriss gemein.27

In den Jahren 1995-1996 hat Architekt Lorenz Willems (†) das Rathausgebäude (Nr. 14) mit dem links anliegenden Anwesen Nr. 10 durch einen gläsernen Gang auf dem ersten Stockwerk verbunden. Entlang des Nachbarhauses führt ein ebenfalls verglastes Treppenhaus ins Erdgeschoss nach außen. Auf der dortigen Tür soll das Eupener Stadtwappen angebracht sein. Dieses Bild befindet sich noch mehrmals im Empfangsbereich des Rathauses.

Allerdings weicht diese Darstellung in mehreren entscheidenden Punkten stark vom Original ab: die Balken des Kreuzes sind nicht gekerbt, sondern glatt; die Herzstelle ist mit einem „X“ belegt; die eingerollten Stellen des Schildrandes sind völlig falsch widergegeben; und das Tor des mittleren Turmes mutet seltsam an. Kurz gesagt: wir haben es hier mit einem Bild zu tun, das den heraldischen Regeln nicht gerecht wird. Es handelt sich eindeutig nicht um das Wappen der Stadt Eupen, das durch königlichen Erlass verliehen worden ist.

Bierdeckel Brauerei Eupen

Tatsächlich handelt es sich hier um eine Auftragsarbeit der Stadt Eupen an einen hiesigen Grafiker, der ein „stilisiertes Wappen“ entwerfen sollte, wobei ausgerechnet die Heraldik schon von Natur aus vereinfacht. Ein „stilisiertes Wappen“ ist so etwas wie eine runde Kugel, aber eine Kugel mit Ecken ist keine Kugel mehr. Die völlige Übereinstimmung in allen Punkten des gelieferten Türschmucks mit dem Logo der Eupener Bierbrauerei AG, so wie es Werbezeichnerinnen seit Jahrzehnten pflegten, soll auf einen puren Zufall beruhen, so der beauftragte Grafiker, der nach eigener Aussage jedenfalls nicht für die Brauerei gearbeitet hat. Es zierte die Millionen Bierdeckel und anderen Erzeugnisse dieser Aktiengesellschaft. Dieses Markenzeichen ist bei der Gründung der Brauerei 1897 von einer Vorgängergesellschaft, der Delhougneschen Brauerei, übernommen worden. Gerade im Spirituosenbereich liefert die Werbeheraldik eigene Schöpfungen. Neuerdings hat die Türdekoration ebenfalls Eingang in das entfernt wappenähnliche Emblem der Königlichen allgemeinen Sportvereinigung Eupen V.o.E. gefunden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang Titel XII der Spezifischen verwaltungspolizeilichen Verordnung der Stadt Eupen über den Gebrauch der städtischen Siegel und Wappen. Dort heißt es: „Die Benutzung des städtischen Wappens durch andere Personen oder Stellen bedarf der ausdrücklichen und schriftlichen Genehmigung des Bürgermeister- und Schöffenkollegiums. Die Erlaubnis wird nur erteilt, wenn das Wappen heraldisch wiedergegeben wird (sic!). Es wird nicht erlaubt, das Stadtwappen als Firmen- und Warenzeichen zu führen. Für Fahnen, Banner, Abzeichen, Sportbekleidung oder Briefbogen von Vereinen, muss die Anfrage zur Benutzung des Wappens, an das Bürgermeister- und Schöffenkollegium, eine genaue Vorlage beigefügt werden.“ Es sind sogar Verwaltungsstrafen bis zu 250 Euro vorgesehen.

19 Schloss in der freien Herrschaft Wijlre, östlich von Maastricht

20 Meist zwischen 25 und 36 Ar

21 altes Längenmaß um 4 m

22 Heute: Nikolausfeld

23 Rechtsvertreter

24 Wohl gleichzusetzen mit dem Syndikus

25 Die Rekollekten (OFMRec), seit 1661 in der Gegend um Aywaille sesshaft, errichteten 1666 eine Klosterniederlassung in einem Turme zu Sougné (Bank Sprimont)

26 Als weitere, ältere Klostergründungen im Limburgischen wären zu nennen: Gottestal (1196, Zisterzienser OCist), Sinnich (1243, Augustinerchorfrauen OSA) und Brandenburg (1477, Kreuzherren OSC)

27 Frei nach MÜLLENDER, F. M. J.: „De scutis ænigmatis sancti Felicis“, im Selbstverlag, Eupen, 2007, ISBN 978-3-00-021056-3

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