Rathausplatz - Maira Empfängnis

Wappen Benavides & Lamberts

Wappen Lamberts (Gemälde)Wappen BenavidesWappen LambertsWappen Caracena

Die Kapuzinerkirche zur unbefleckten Empfängnis Mariens findet ihren Ursprung in einer Stiftung des Jahres 1664; erste Notkirche und Grundsteinlegung 1665. Errichtet 1668-1680; erweitert 1710-1712; 1771 durch Brand beschädigt und bis 1776 durch Architekt Giuseppe Moretti, Mailand, neu aufgebaut. 28

Im linken Seitenschiff zeigt ein Ölgemälde von 1664/65 von Anton Goubau (1616- 1698), Antwerpen, den heiligen Felix von Cantalice. In den unteren Ecken befinden sich zwei Wappen:

Benavides

Wappen Caracena
Wappen Caracena
  • Links: in Silber ein mit Sparrenkopf, erhöhtem Mittelkreuzbalken und Mittelschragen belegter Pfahl, der den in Kapitalschrift ligierten Buchstaben „M“ und „K“ entwächst, alles golden.

Die vorstehend beschriebene künstliche, gemeine Figur wird fernerhin Hausmarke genannt und ist kein eigentlicher heraldischer Gegenstand, sondern um vieles älter als die Wappenkunst. Sie ähnelt der Form nach den Runen (germanische Schriftzeichen) sowie den Steinmetzzeichen. Die Hausmarken setzen sich in der Regel aus Winkel, Schrägstrichen, waage- und senkrechten Strichen zusammen und sind oftmals mit einem einfachen Kreuz versehen.

Man kann zu dem Schluss gelangen, dass es sich bei der mit dem ersten Rätselwappen gemeinten Persönlichkeit um Don Luis de Benavides, Marquis von Caracena, handelt.

Das Monogramm des Schildes kann aufgrund des Vorgesagten vorbehaltlos Marquis de Karacena gelesen werden,29 hatte doch schon Carolus Magnus (742-814) vor Jahrhunderten in seinem bekannten hausmarkenähnlichen Monogramm das K für KAROLVS geführt.

Wappen Benavides
Wappen Benavides

Diese Zuordnung an Don Luis ist um so überzeugender, als dass die weiter oben frei schwebenden goldenen Lettern, die durchgängig Hausmarken erläuternd beigegeben wurden, auf die Funktion de Benavides’ verweisen: Belgii Gubernator. Mit diesem Titel schmückten sich vor ihm schon die Farnese, Toledo und Österreich.

Dass der Schild mit der Hausmarke des Eupener Gemäldes nicht das Familienwappen des Statthalters darstellt, liegt auf der Hand. Der Grund, aus welchem Meister Goubau stattdessen eine Hausmarke verwendete, könnte in der frühen Abberufung des Statthalters und dem daraus folgenden Quellenmangel liegen. Immerhin war der Maler kein Heraldiker. Andererseits ist uns eine Paraphe30 des Gouverneurs überliefert, die vielleicht auf das Vorhandensein einer Hausmarke hindeutet.

Getauft wurde Don Luis de Benavides als Sohn von Don Luis, Marquis von Frómista, und Doña Ana de Carillo de Toledo, Erb-Marquise von Caracena, am 20. September 1608 in Valencia. Er schlug eine glanzvolle militärische Laufbahn ein, die ihn als Kapitän der Kavallerie wechselweise nach Italien und in die katholischen Niederlande führte. In Würdigung seiner Verdienste bekleidete er in Italien das hohe Amt des Gouverneurs von Mailand.

Im Frühjahr 1656 kehrte er als Sekundant Don Juan d’Austrias, dem natürlichen Sohn König Philipps IV., nach Belgien zurück. Von Beginn an hatte er maßgeblichen Anteil an militärischen Einsätzen. Der Statthalter Don Juan wurde schon nach zwei Jahren zurückberufen und in Portugal eingesetzt.

Innenpolitisch konnte de Benavides sich der Friedensschlüsse Spaniens mit Frankreich und England erfreuen. Wenngleich auch insbesonderes der Pyrenäenfrieden verheerende territoriale Folgen für Belgien nach sich zog, so schwiegen doch nun endlich die Waffen; Proklamationen und Freudenfeste folgten einander durch das Land.

Seit dem Westfälischen Frieden hatte sich das Verhältnis zu den Vereinigten Provinzen der Niederlande allmählich entspannt. Das Partage-Traktat vom 26. Dezember 1661 beseitigte endlich die letzten Misshelligkeiten in der Provinz Limburg, so dass auch hier eine gütliche Einigung erzielt wurde.

Der Marquis von Caracena konnte nun daran gehen, die Mannstärke des stehenden Heeres, das eine große Belastung für die Staatskassen darstellte, zu vermindern. Auf Anweisung des Königs wurden mehrere „wallonische“ Regimenter im Krieg gegen Portugal eingesetzt, wo sie wacker stritten.

Seine Abberufung im Herbst 1664 verhinderte eine mögliche Anwesenheit des Statthalters selbst bei der Grundsteinlegung des neuen Kapuzinerklosters in Eupen im Sommer 1665, so dass die hiesigen Wohltäter sich früh genug um eine passende Form des Dankes bemüht haben müssen. Die Vergabe eines Auftrages an den Antwerpener Maler Anton Goubau mit dem Anbringen eines Gedenkwappens an den Marquis von Caracena dürfte daher sowohl der Erkenntlichkeit und der Erinnerung, als auch der Zierde des neuen Klostergebäudes gedient und alle Beteiligten entzückt haben.

Wappen Lamberts (Gemälde)
Wappen Lamberts (Gemälde)

Lamberts

  • Rechts: Geteilt: oben in Silber ein schwarzes, gewendetes, stehendes Lamm; unten in Silber neun grüne, gestielte Kleeblätter, 4, 3, 2.

Auch dieser Schild lehnt sich in seiner Form denjenigen des 17. Jahrhunderts an.

Die äußeren Wappenornamente dieses zweiten Wappens sind mit denjenigen des ersten Schildes identisch: ein silberner, goldgesäumter und -gegitterter Spangenhelm mit goldenem Halskleinod; goldene Helmdecke; silberner Helmwulst. Auch hier lässt sich die rötlich-fleischfarbene Helmzier nicht eindeutig feststellen, außer, dass es sich um etwas konisch-aufsteigendes handelt.

Es ist hier die Rede von der Familie Lamberts, genauer gesagt von Winand, Abt von Klosterrath. Geboren wurde er in Haus Mützhof zu Astenet als Sohn der Eheleute Anton Lamberts (1595-1662) und Catharina von Astenet († 1663). Am 9. Juli 1617 empfing er in der Walhorner Pfarrkirche St. Stephan die Taufe. Er widmete sein Leben dem Dienst in der Kirche und trat dem Augustinerchorherrenstift Klosterrath bei, wo er als Pfarrer des in der Nähe gelegenen Afden Zeitzeuge des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurde.

Wappen Lamberts
Wappen Lamberts

Im Alter von dreißig Jahren wurde Lamberts in Anerkennung seiner Fähigkeiten am 27. August 1647 zum Amtsgehilfen des kranken Abts Caspar Duckweiler († 1650) ernannt.

Im Zuge des Krieges mit den Vereinigten Provinzen hatten sich diese des Landes von Klosterrath bemächtigen können. Als nämlich bekannt wurde, dass jeder Partei zu einem auf dem zu schließenden (Westfälischen) Frieden vereinbarten Stichtage diejenigen Gebiete zufielen, die sie zu jenem Zeitpunkte besäße, hatten die Holländer sich gesputet, durch die rasche Einnahme der wehrlosen Städte Dalhem, Valkenburg und Herzogenrath vollendete Tatsachen zu schaffen.

Die Abtei war nun unmittelbar durch die protestantischen Ausdehnungsbestrebungen bedroht. Dieses Los betraf zwar in erster Linie die Abtei selbst, dann den Katholizismus, doch dies gleich auf Ebene der gesamten Provinz Limburg, hatte Klosterrath doch eine herausragende Stellung im Herzogtum inne. Winand Lamberts nahm es auf sich, mehr als ein Dutzend Male die Generalstände der Niederlande in Haag aufzusuchen und für das Land von Klosterrath zu kämpfen.

Zum Zweck der Regelung der strittigen Aufteilung der Lande von Übermaas und zwecks Festlegens einer genauen Grenzziehung wurde eine camera bipartita mit holländischen und spanischen Vertretern eingerichtet. Doch die Reformierten verstanden es, die Verhandlungen durch immer neue Einwände auf Jahre hinaus in die Länge zu ziehen.

Das Ableben des Klosterrather Abts Caspar Duckweiler am 12. Dezember 1650 im Tochterkloster Mariental an der Ahr machte den Weg für seine Nachfolge frei. Aufgrund der besonderen Umstände traten die Kanoniker eiligst zusammen. Mit großer Einmütigkeit erkoren sie Winand Lamberts zum neuen Abt.

Winand Lamberts war hochgewachsen. Er beherrschte die französische, niederländische, lateinische und spanische Sprache. Auch war er im Kirchenrecht und kanonischen Recht bewandert. Er war ein ausgesprochener Diplomat angenehmen Umgangs, der die Achtung der Fürsten und seiner Obrigkeit genoss.

Die Nachricht seiner Erwählung zum 31. Abt von Klosterrath ereilte Winand Lamberts 1650 in der holländischen Hauptstadt, von wo aus er sich sofort nach Brüssel begab, um seine Wahl durch den Statthalter Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich (1614-1662) gegenzeichnen zu lassen. Sodann führte er seine Gespräche im Haag fort, ehe er durch den Bischof von Lüttich Maximilian Heinrich von Bayern (1621-1688) die Weihe empfing.

Besondere Unannehmlichkeiten bereitete in diesen Tagen die Seelsorge in der Herrlichkeit Eupen. Der Abt von Klosterrath sah sich genötigt, nacheinander zwei Geistliche aus dem Amt zu entfernen.

Unbill sollte Winand Lamberts tatsächlich nicht erspart bleiben. Nur knapp entkam er einem Mordversuch seiner Gegner – und bat um Milde für den Täter. Dann bezichtigten ihn die Holländer des Verrates und er wurde für zehn Monate in die Burg von Herzogenrath gesperrt. Seine Freilassung 1657 hatte er dem Eingreifen des spanischen Botschafters in den Vereinigten Provinzen, des aus Brüssel gebürtigen Esteban de Contreras y de la Torre genannt Gamarra (1593-1671), zu verdanken. Auch widersetzte sich Winand Lamberts energisch den Verweltlichungsversuchen der Protestanten, die den Geistlichen eine Abfindung anboten.

Die Teilung der Lande von Übermaas31 hatte Klosterrath zwar zunächst an Holland geschlagen, doch dank Lamberts’ Bemühungen konnte die Abtei im Partage-Traktat der spanischen Krone endlich im Tausch gegen andere Ländereien am 26. Dezember 1661 erhalten bleiben. Hierbei darf auch die wichtige Rolle, die sowohl dem Botschafter de Gamarra in den Vereinigten Provinzen als auch dem Statthalter in Belgien zufiel, nicht vergessen werden. In Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Religion erteilte der hispanophile Papst Alexander VII.,32 ehemaliger Nuntius in Köln und Bekannter des Abtes Lamberts, diesem die Erlaubnis motu proprio, die Mitra zu tragen. Keiner seiner Amtsvorgänger in Klosterrath hatte bis dato dieses Vorrecht genossen. Erst seit Abt Peter Melchers genannt van der Steege (1621-1682) wurde diese Begünstigung übertragbar.

Abt Lamberts strebte nun eine Reform des Klosterlebens an. Doch seine angegriffene Gesundheit zwang ihn zum Rückzug in das Kloster Marienthal in Aachen. Dort verstarb er bereits am 4. Mai 1664 an Lungentuberkulose.

Der Grund, weswegen der Klosterrather Abt Winand Lamberts vermittels seines Familienwappens auf dem Gemälde des heiligen Felix in der Eupener Klosterkirche der Kapuziner verewigt worden ist, hat weder unmittelbar mit Eupen, noch mit dem heiligen Felix, noch mit den Kapuzinern zu schaffen.

Nein, die Bedeutung ist eine viel größere, umspannt sie doch nichts Geringeres als die Gesamtheit des katholischen Glaubens in der Provinz Limburg an Belgiens alter Ostgrenze! Es lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass ohne Lamberts’ Zutun die territorialen Einbußen der spanischen Landesherren zugunsten der Reformierten sicherlich um ein vielfaches schwerwiegender gewesen sein dürften. Die einzige militärische Abwehr des eigentlichen Herzogtums Limburg bestand in der Festung gleichen Namens, die ja nun schon jahrelang (1632-1635) in holländischer Hand gelegen hatte. Von den übrigen Mutterlanden33 durch das Fürstbistum Lüttich getrennt, hätte im Falle einer weiteren Ausdehnung der protestantischen Generalitätslande34 wohl von einer tatsächlichen Bedrohung der katholischen Einrichtungen im Limburgischen gesprochen werden können. Den Aachener Kapuzinern wäre dies sicherlich entgegen gekommen.

Das Verfahren zur Gründung des Kapuzinerklosters in Eupen dürfte seinen zeitlichen Ursprung gegen Ende der 1650er-Jahre genommen haben. Am Tage der feierlichen Grundsteinlegung, dem 12. Juli 1665, war Abt Winand vor gerade vierzehn Monaten im Alter von 46 Jahren verschieden. Unzweifelhaft wird er für die Einweihung vorgesehen gewesen sein, die nunmehr durch seinen Nachfolger, Abt Mathias von Amezaga, vorgenommen worden war. Dieses plötzliche Ableben des zumindest regional als Helden empfundenen Mannes wird fraglos dazu beigetragen haben, Meister Goubau um das Aufmalen des Lamberts’schen Wappens auf dem Gemälde für das Eupener Kapuzinerkloster gebeten zu haben.

28 Frei nach MÜLLENDER, F. M. J.: „De scutis ænigmatis sancti Felicis“, im Selbstverlag, Eupen, 2007, ISBN 978-3-00-021056-3

29 Vgl. Carabine-Karabiner, Carafe-Karaffe, Canada-Kanada

30 Handzeichen, abgekürzter Namenszug als Sichtvermerk oder Unterschrift unter Notizen, Vertragsentwürfen, Abschriften, Durchschlägen

31 die Grafschaften Dalhem und Valkenburg sowie die Herrschaft Herzogenrath

32 Olim Fabio Chigi, 1599-1667

33 Antwerpen, Brabant, Flandern, Hennegau, Luxemburg, Mecheln und Namur

34 durch die Niederlande in Belgien besetzte Gebiete unter direkter Verwaltung der Generalstaaten, ohne dass die Städte und Einwohner ein Mitspracherecht im Lande erhielten

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