St. Nikolauskirche - Das siebte Kirchenfenster

Wappen Hüffer

Wappen Hüffer
Wappen Hüffer
Wappen Hüffer

Das siebte Fenster des rechten Seitenschiffes der Nikolauskirche zeigt den Apostel Petrus mit einem aufgeschlagenen Buch in der Hand. Darunter ist eine Kartusche mit der Inschrift „Sancte Petre O. P. N.“ (heiliger Petrus, bitte für uns) zu sehen. Wiederum unterhalb ist in einem Oval das Hüffersche Wappen über einem Spruchband mit der Inschrift „ZUM ANDENKEN AN DIE FAMILIE HUFFER IN EUPEN GESTIFTET VON DEN EHELEUTEN GUIDO WILDE UND GERTRUD ALLERT ANNO 1983“ abgebildet:

  • (in Blau) auf (goldenem) Dreiberg sitzend eine (silberne) Taube, einen goldenen Zweig im Schnabel haltend.

Das Glasfenster entstammt der noch stets gedeihenden Kunstwerkstatt von J. M. Pirotte in Beaufays, wie es eine Inschrift ausweist. Bei dem Stifter handelt es sich um den 1906 in Pegli bei Genua geborenen Notar Guido Giulio Antonio Maria Wilde. Seine Eltern, Hermann Julius Maria Wilde (1859-1915) und Olga Elvira Maria Hubertina Hüffer (1872-1940) waren nach ihrer Hochzeit in Aachen 1895 ins ligurische Genua verzogen. Die Wilde sind eine niederländische Familie; der Vater stammte aus Amsterdam. Guido Wildes Großmutter war ebenfalls eine Hüffer. Noch drei weitere Verbindungen der Wilde zu Hüffer sind bekannt.

Die hier gemeinte Olga Hüffer war die Großnichte der Augusta The Losen- Hüffer.

Die einflussreiche Familie Hüffer ist seit 1466 im Münsterland nachweisbar. Sie stammt aus Stromberg im westfälischen Fürstbistum Münster, wo sie Leinenhandel betrieb. Johann Gerhard Hüffer (1751-1823) ließ sich in Eupen im Herzogtum Limburg nieder, wo er 1782 Anna Elisabeth Roemer heiratete. Er begründete eine bedeutende Tuchfabrik auf dem Kaperberg im Rehrmannschen Anwesen und eine Spinnerei in der Oe. Er bekleidete mehrfach das Bürgermeisteramt.

Die Tochter des Hauses ehelichte ihren Vetter Anton Wilhelm Hüffer, geboren 1786 in Münster. Er verzog nach Eupen, wo er bei seinem vorgenannten Onkel Johann Gerhard eine gute kaufmännische Ausbildung genoss. Er führte die Tuchgeschäfte weiter, so als Teilhaber der Fabrik Hüffer & Morkramer in Eupen und Aachen. Als Stadt- und Landtagsmitglied interessierten ihn die gewerblichen Möglichkeiten der Eisenbahn, die sich von Belgien aus ab 1835 auf dem europäischen Festland entwickelte. Im Jahre 1841 gründete er in Eschweiler ein Unternehmen, das Roheisen aus dem belgischen Seraing verarbeitete. Diese Gesellschaft wurde in den Folgejahren stetig zu einem Großkonzern ausgebaut, der von Ruhrort ausgehend überregionale Bedeutung erlangte. Hüffer setzte sich politisch für die Armutsbekämpfung ein und wurde 1859 zum Ehrenbürger der Stadt Eupen ernannt. Er verstarb 1868 als Ritter des Roten Adlerordens III. Klasse mit Schleife.

Weitere hervorragende Mitglieder der Familie Hüffer waren Wilhelm (1821- 1895), Handelsvertreter in Amerika und Italien für das Haus Pescatore, dann ab 1871 Großkaufmann in Rom. Zu großem Vermögen gekommen, ließ er wertvolle Kunstschätze in Italien wiederherstellen und stiftete eine Krüppelheilanstalt in Münster. Johann Hermann Hüffer (1784-1855) übernahm schon 1805 die Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung seines Großvaters und wurde der erste Verleger der Freiin Annette von Droste-Hülshoff. Sein Sohn Franz (1845-1889) war ein bedeutender Musikkritiker für die Londoner Times; sein Enkel Ford Madox (1873-1939) ein englischer Schriftsteller.

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