Mariensäule

Wappen Hartmann

Wappen Hartmann

Auf dem gepflasterten Marktplatz, inmitten hochstämmiger Bäume, erhebt sich die sogenannte Mariensäule. Aus kupfernen Hähnen sprudelt Wasser in ein Becken, das um die Säule herum angelegt ist. Bekrönt wird sie durch eine Muttergottesskulptur.

Wappen Hartmann
Wappen Hartmann

Sie wurde um 1857 im neugotischen Stil errichtet aus Anlass der Verkündigung des Dogmas der unbefleckten Empfängnis Mariä durch Papst Pius IX. im Jahre 1854. Verantwortlicher Architekt war der bekannte Vinzenz Statz aus Köln. Als Bildhauer wurde die Aachener Firma Mohr verpflichtet. Die Säule wurde im Jahre 1882 restauriert und an ihre heutige Stelle versetzt. Im Jahre 1913 erfolgte das Austauschen der bisherigen drei niedrigen Brunnentröge durch das jetzige, sechseckige Wasserbecken. Bildhauer dieser Zusätze war Christian Stüttgen aus Eupen.

Eine Inschrift besagt: „Bürger Eupens schufen dieses Werk, 1913. Segne uns Maria“. Auf der der Kirchstraße zugewandten Seite des Beckens finden sich inmitten von schmückendem Rankenwerk zwei Wappen:

  • Eupen: in Gold ein rotes Dornenkreuz.
  • Köln-Hartmann: in Silber ein schwarzes Kreuz (Köln). In goldenem Herzschild drei rote Fünfblätter, grün gestielt, aus einem roten Herz in der Fußstelle hervorkommend, darüber ein überdeckender blauer Balken.
    (Bekrönter Helm. Helmzier: die Möbel des Schildes zwischen einem Flug des preußischen Adlers. Helmdecken golden und rot).

Hartmann

Bruno Felix Bernard Albert von Hartmann wurde am 15. Dezember 1851 in Münster (Westfalen) in einer gut bemittelten Familie geboren, die 1803 geadelt worden war. Er besuchte zunächst die Schule in seiner Heimatstadt und absolvierte dann das Abitur in einer bischöflichen Anstalt. Dort zählte H. J. Dingelstad zu seinen Lehrern, der Jahrzehnte darauf sein Amtsvorgänger als Bischof von Münster werden sollte. Nach einem vierjährigen Studium wurde von Hartmann 1874 zum Priester geweiht. Wegen des Kulturkampfes im Deutschen Reich, der das Ausüben seines Berufes behinderte, zog er nach Rom. Dort studierte er Kirchenrecht und schloss mit dem Doktortitel ab. Zurück im Bistum Münster ab 1880 betätigte er sich als Kaplan.

Zehn Jahre darauf trat von Hartmann in den Dienst des Bischofs und begann eine steile kirchliche Laufbahn: 1894 Generalvikariatsrat, 1903 Domherr und 1905 Domdechant waren hierbei nur die ersten Schritte. Er genoss eine Vertrauensposition und übte großen Einfluss aus. Im Jahr 1911 wurde er zum Bischof von Münster gewählt.

Bereits im Folgejahr wurde von Hartmann zum Erzbischof von Köln gewählt. Als solcher belegte er den alten Wappenschild des Kölner Bistums (in Silber ein schwarzes Kreuz) mit seinem eigenen Familienwappen. Im Jahr 1914 ernannte ihn der Papst zum Kardinal und er stand der deutschen Bischofskonferenz vor. Trotz seiner konservativen Einstellung in Kirchendingen zeigte er sich in Gewerkschaftsfragen, die damals die Gemüter bewegten, den Nichtkatholiken gegenüber offen.

Felix von Hartmann war aber auch auf politischem Gebiet ein Kind des 19. Jahrhunderts. So setzte er sich für den Erhalt des Dreiklassenwahlrechtes ein, da er den Einfluss der Sozialisten fürchtete. Seine Königs- und Heimattreue ließ ihn von der Rechtmäßigkeit des deutschen Angriffskrieges auf das neutrale Belgien überzeugt sein. Er war denn auch ein erbitterter Gegner Kardinal Merciers, der sich stark für das Wohl der von den Deutschen gegängelten Zivilbevölkerung einsetzte. Im Namen der deutschen Regierung verteidigte er 1915 den Standpunkt des Reiches gegenüber Belgien persönlich in Rom. Im Sommer 1916 besuchte er die Westfront. Selbst nach der Abschaffung der Monarchie unterhielt er noch gute Beziehungen zum gestürzten Kaiser Wilhelm II.

Felix Kardinal von Hartmann verstarb 1919 an einer Lungenentzündung.

Die Anwesenheit des Hartmannschen Familien- und Kirchenwappens am Wasserbecken der Eupener Mariensäule rührt daher, dass F. von Hartmann im Jahre 1913, dem Jahr der Erneuerung dieses Denkmals, amtierender Bischof von Köln war, dessen Bistum die Pfarre Eupen seit 1821 unterstand.

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