Lütticher Straße 168
Kelmis
von Rolf Minderjahn
Ortschaften mit typischen Bruchsteinfassaden, die ein besonders originelles Flair verströmen, reihen sich in der landschaftlich reizvollen Umgebung des Göhltals aneinander. Impressionen zu jeder Jahreszeit lassen die alten Burgen, Schlösser und Patrizierhäuser in einem romantischen Licht erscheinen. Diese kleine Reise in die Natur, untermalt von vielen Entdeckungen, ist sehr reizvoll und ein idealer Start Richtung Voerener Land in Limburg. Es gibt eine beschilderte Route, die dies in idealer Weise ermöglicht. Die Fahrtstrecke ist mit sechseckigen, weißen Hinweisschildern gekennzeichnet. Die deutsche Beschriftung „Burgenroute“ (frz. „Route des Chateaux“) entspricht jeweils der Landessprache der Gemeinden, in der man sich befindet. Teilweise ist sie nur mit dem Zeichen des Dreiländerecks, den drei Grenzsteinen, gekennzeichnet. Sie beziehen sich aber alle auf dieselbe Route. Die Gesamtstrecke beträgt etwa 79 km.
Die Route ist im Uhrzeigersinn beschildert und stellt eine geschlossene Rundfahrt dar. Man kann sie überall auf der Strecke beginnen oder beenden. Die Hinweisschilder stehen – mit einigen Ausnahmen – immer an der rechten Fahrbahn vor den Kreuzungen oder Abzweigungen. Ansonsten folgt die Wegstrecke immer der Hauptverkehrsstraße. Auch wenn man sich öfter auf engeren Landstraßen bewegt, es lohnt sich, abseits der Verkehrsstraßen auf Entdeckungs-Tour zu gehen. Viele Burgen sind nicht zu besichtigen, dennoch ist alleine ihre Lage schon einen Ausblick wert und bereichert die vielfältigen Eindrücke auf dieser Route. Nicht zu vergessen, so manche hübsche Auberge, kleine Brauereikneipe oder Brasserie lädt zum Verweilen ein und verleiht diesem Ausflug den Charme der unvergleichlich gastlichen, belgischen Lebensart. Die Burgenroute beginnt auf der Kreuzung der Nationalstraße 3 und der Straße Richtung Hergenrath. Kelmis, das Hauptgeschäftszentrum auf belgischer Seite des Dreiländerecks, war früher durch die Förderung von Zinkvorkommen geprägt. 1816 konnten sich Preußen und die Niederlande über die Besitzansprüche dieser Mine nicht einig werden. Es entstand Neutral-Moresnet, das von beiden Herrschaften gleichzeitig regiert wurde (ab 1830 unter der Herrschaft der Preußen und des belgischen Königs). Dieser „Sonderstatus“ endete erst 1919, nachdem das Gebiet „Neutral-Moresnet“ an Belgien angegliedert wurde, gleichzeitig mit den Ostkantonen. Das Göhltalmuseum (am Beginn der Burgenroute) ist der Geschichte, der Flora und dem archäologischen Erbgut des gesamten Göhltals gewidmet.
Auf den Spuren Karls des Großen
Nach zwei Kilometern erreicht man Hergenrath. Nach einer scharfen Kurve führt die Route auf die Hochebene. Rechts befindet sich im Laubwald auf einer einsamen Höhe über dem Göhltal die Emmaburg (auch Eyneburg genannt).
Lange Zeit war sie der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Mittlerweile restauriert, ist sie eine der Perlen des Landes. Wer den Innenhof betritt, schreitet ins Mittelalter. Kaum woanders wird dieser Mythos so lebendig wie in den authentischen Gemäuern und der Szenerie einer solchen Burg. Die Legende um Emma, der Tochter Karls des Großen, liegt über der Burg. Sie soll ihren Geliebten Eginhard gegen den Willen ihres Vaters empfangen haben. Die Schritte im Schnee haben sie jedoch verraten. Das Schloss datiert aus dem 13. Jahrhundert. Bei Kilometer 5 der Rundfahrt kommt man nach Hauset (mit der Rochus-Kapelle) und vier Kilometer weiter folgt Eynatten. Man sollte sich einmal Zeit nehmen und einen Ausflug mit einem Spaziergang oder einer Wanderung verbinden, die an der Kirche in Eynatten beginnt. Am Parkplatz vor der Kirche kann man den Wagen abstellen. Die Eynattener Pfarrkirche, die St. Johannes dem Täufer gewidmet ist, bestand bereits im Mittelalter, wurde dann 1707 ein erstes Mal wieder aufgebaut, als Eynatten zur selbständigen Pfarre wurde. Das heutige Aussehen und ihre Größe erhielt die Kirche nach einem Brand im Jahre 1953, der den Chor und die Sakristei zerstörte. Linkerhand von der Kirche besteht ein mittlerweile fast komplett restauriertes Bruchsteingebäude in U-Form, das eine wahre Augenweide ist. Noch mehr fürs romantische Auge gibt es zu sehen, wenn man rechts an der Pfarrkirche vorbei zum Bornweiher hinuntergeht und zu einer Baumgruppe gelangt. Der Weiher hat einen Wasserzulauf aus drei Quellen. In dieser Idylle, nur wenige Meter von der Hauptstraße entfernt, beginnt ein Wanderweg (Beschilderung grünes Kreuz und gelbes Pfeilsymbol). Linkerhand von der Baumgruppe am Weiher vorbei lohnt sich ein kurzer Abstecher für einen Blick auf eines der schönsten Gebäude in Eynatten, das "Vlattenhaus", das auch den Charakter einer Wasserburg hat. Das heutige Privathaus wurde in den neunziger Jahren vor dem Verfall gerettet und auf gelungene Weise neu errichtet und mit modernen Elementen ergänzt.
Doch wieder zurück zu Weiher und Baumgruppe. Sie grenzen an den privaten Besitz des Hauses Amstenrath (auch Herrenhaus genannt), einem der schönsten Anwesen in Ostbelgien. Es gehörte der Familie von Eynatten und wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Seit 1788 ist das Schloss im Besitz der Familie Franssen. Vor der Wasserburg fließt das Wasser des Rovertbaches zur nahen Öhl, die dann schließlich in die Göhl mündet. Die Burg ist umgeben von einem weiten Wassergraben, der gesäumt ist von Rotbuchen und Trauerweiden. Um den Wassergraben herum verläuft der oben beschriebene Wanderweg, der immer wieder entzückende Blicke auf den Park mit dem in Bruch- und Blaustein erbauten Gebäude mit dem typischen Walmdach ermöglicht, das an einen feudalen Rittersitz erinnert.
In Richtung Lichtenbusch erhebt sich die imposante Ruine „Raaf“, eine alte Wasserburg mit vier Ecktürmen. Die Kapelle von Berlotte (1711) und die „Zyklopensteine“ sind einen Umweg wert (im Wald, Richtung Hauset, an der Grenze).
Möhren im Paternoster?
Nur wenige Minuten entfernt gibt es in Eynatten-Berlotte, an der Berlotter Strasse, an der Kreuzung zur Kinkebahn, das weltweit einzige Möhrenmuseum, winzig klein, aber besonders. Es ist eine alte Trafostation aus dem Jahre 1911, in der Exponate rund um die Möhre ausgestellt, besser gesagt auf und ab gefahren werden, die man durch ein Fenster bestaunen kann.
Töpferei-Dorf
Nach Raeren, der Töpferstadt, mit ihrer imposanten Burg, führt die Route nach zwölf Kilometern. Die Burg Raeren, eine Wasserburg, die sich in bemerkenswertem Zustand befindet, beherbergt das Töpfereimuseum. Die Töpferei in Raeren fand im 17. und 18.Jahrhundert ihre Blütezeit. Nur etwa 100m weiter befindet sich das „Haus Raeren“ ebenfalls von Wassergräben umgeben, mit einem großen Turm (15. Jahrhundert). In Raeren liegen zudem „Haus Möris“ (17. Jahrhundert) nicht weit von der Grenze entfernt, die Knoppenburg (17. Jahrhundert) im Ortsteil Neundorf sowie das „Ravenhaus“ (16. Jahrhundert) und Bergscheid (18. Jahrhundert). Die St. Nikolaus-Kirche (1719) ist aus hiesigem Blaustein erbaut. Schloss Libermé von 1534 ist das nächste auf der Tour, nach 23 Kilometern, wenn man Kettenis erreicht. Die Waldenburg (oder Merols) in sehr massiver Bauweise stammt aus dem 17. Jahrhundert und liegt nur wenige Meter von der Straße in einem kleinen Park. In Kettenis sind die gotische Kirche und die Rochus-Kapelle sehenswert. Nach weiteren drei Kilometern kommt Walhorn-Astenet, ein sehr altes Dorf, das 888 zum ersten Mal erwähnt wurde. Oberhalb der sehenswerten Kirche befindet sich das Dorf Astenet, mit den Schlössern „Müthof-Neuhaus“ und „Thor“. Durch das Eingangstor, das dem Schloss Thor (18. Jahrhundert) wahrscheinlich seinen Namen gab, gelangt man zum völlig geschlossenen Innenhof. Im Innern sind die Leinwandgemälde im Salon mit der Geschichte des Salomon sehenswert. In den Weihern hinter den Gebäuden vermutet man die Überreste des ehemaligen Bergfrieds. Bei der modernen St. Katharina von Sienna-Kapelle biegt die Route links ab in Richtung Lontzen.
Durch den Viadukt von Moresnet
Lontzen, bei Kilometer 31, war früher eine unabhängige Lehnsherrschaft. Die Kirche (18. Jahrhundert), das alte Herrenhaus sowie alte Bauernhöfe zeichnen das malerische Bild des Dorfes. Im Weiler Lontzen-Busch ist der Altar der St.Anne-Kapelle (15. Jahrhundert) ein wahres Juwel. Dort hat man die Möglichkeit über einen Umweg die beiden Schlösser von „Ruyff“ in Henri-Chapelle zu erkunden. In Herbesthal folgt man der „Rue Mitoyenne“ Richtung Welkenraedt. Dort biegt die erste Straße „Rue des Volontaires rechts ab. Das erste Schloss von Ruyff, auch Schloss Baelen genannt, hat zwei außergewöhnliche Zwiebeltürme (18. Jahrhundert). Einige Meter weiter befindet sich das „alte Schloss Ruyff“, eine Wasserburg, die nicht weniger interessant ist. Im Dorf Henri-Chapelle, auf einer Anhöhe, befindet sich die Kirche, deren Mittelschiff mit einer Abbildung der zwölf Apostel versehen ist. Um wieder auf die Burgenroute zu gelangen, hält man sich Richtung Aachen bis zur Straße, die nach Moresnet führt. Ab hier folgt man wieder den Hinweisschildern in französischer Sprache „Route des Châteaux“ (Burgenroute). Bei Kilometer 39 zieht der monumentale Eisenbahnviadukt (1300 m lang) von Moresnet die Blicke an. Es ist einer der originellsten und schönsten Flecken an der Route. Zu Füßen des Viaduktes, das komplett in neuem Glanz erstrahlt, liegen die Ruinen des Schlosses Alsenberg. Hier ist nur noch der Bergfried zu erkennen. Im Dorf befindet sich das noch besonders gut erhaltene Schloss Bempt, direkt hinter dem sehenswerten Haus „Gulpen“ und der alten Schmiede. Die Burgenroute führt ab dem Viadukt weiter nach Montzen. Montzen, ein weiteres Schmuckstück, indem die Ruhe und Abgeschiedenheit eine besondere Idylle darstellen, ist durch den Marktplatz mit seinem Brunnen, der Kirche im Barock sowie das Gemeindehaus und andere alte Gebäude charakterisiert.
Die etwas abseits gelegenen Schlösser Streveströp (oder „Streversdorp“, 13. Jahrhundert) und Broich, umgeben durch Wassergräben, haben ihr mittelalterliches Aussehen bewahrt. Schloss „Streversdorp“ ist mit Wassergräben umgeben und weist Türme aus dem 16. Jahrhundert und einen Bergfried aus dem 13. Jahrhundert sowie eine barocke Kapelle auf. Die Route führt dann nach Hombourg in den französischsprachigen Raum der Gemeinde Plombières bis hinüber ins nahe Voerener Land, das offiziell zum belgischen Limburg zählt. Teile von Schloss Vieljaeren in Hombourg datieren aus dem 13. Jahrhundert. Es zählt zu den besterhaltenen Wasserburgen der Region. Der ehemalige Rittersitz mit Wirtschaftshof ist unweit der Straßenkreuzung Hombourg/Aubel und Henri-Chapelle/Teuven etwas versteckt gelegen. Wenn man die Straße Hombourg/Aubel überquert gelangt man Richtung Teuven zum Gutshof Berlieren (hinter der Molkerei etwa 1 km Weg), nach dem gleichnamigen Bach benannt. An der Kirche mitten in Hombourg ist das originelle Brauereilokal Grain d’Orge (Gerstenkorn) einen „köstlichen“ Aufenthalt wert. Man braut nach handwerklichen Traditionen verschiedene Regionalbiere, darunter das „Joup“ und das „Brice“, die nach den beiden konkurrierenden folkloristischen Vereinen in Hombourg benannt sind.
Die Route führt nun hinüber nach Fouron-St-Pierre (flämisch: Sint-Pieters-Voeren), einem Kleinod mit einem der markantesten Schlossbauten der Region. Man befindet sich nun im Voerener Land (De Voerstreek). Die Hinweisschilder tragen hier nur noch das Zeichen der Burgenroute. Die Landschaft ist ein wahres Naturparadies und zum Wandern wie geschaffen. Es gibt neben der einmaligen Natur noch einiges mehr zu sehen. Urige Dörfer mit typischen Fachwerkhäusern, Weiler, Mühlen, Bäche, Bauernhöfe, romantische Wiesengründe und natürlich Schlösser. Nahezu jede der sechs Gemeinden des Voerener Landes kann mit einem herrschaftlichen Sitz aufwarten. Zwischen „Fouron-St-Pierre“ und Teuven hat die Zeit wenige Chancen sich hektisch aufzudrängen. Die Komturei (oder Kommanderie) Sint-Pieters-Voeren gehörte einst dem mächtigen deutschen Ritterorden. Sie wurde 1607-1625 im prachtvollen und typischen Stil der Maasländischen Renaissance erbaut. Eine wahrhaft stolze Anlage, deren Reiz besonders durch die Parkanlage mit den vielen Bäumen und den sie umgebenden Fischteichen geprägt ist. Im Park liegt auch die 1666 gemauerte Quelle des Flüsschens Voer. Sie speist die Gartenanlage des Schlosses. Die Kommanderie ist heute in Privatbesitz. Man sollte die Gelegenheit nutzen und an das Gelände herangehen, herrliche Ausblicke sind garantiert. Die Fischzucht (mit Restauration) sowie die Siroperie Wiertz, die den süßen Genuss aus Äpfeln und Birnen herstellen, sind zu besichtigen und quasi Teil des Anwesens. Der berühmte Sirup aus 70% Birnen und 30% Äpfeln wird im Herbst über Holzfeuer in riesigen Kupferkesseln angesetzt. Der Prozess des Kochen-Pressen-Kochen dauert etwa 22 Stunden. Ein echtes Naturprodukt entsteht. Am besten schmeckt es auf Quarkbroten oder Frischkäse. Das Voerener Land ist eine ausgesprochene Obstregion. Gerade im Herbst ist die üppige Wonne der Obstbäume hier charakteristisch. Im nächsten Dorf, in Teuven, liegt das Schloss Hof De Draeck aus dem 16. Jahrhundert. Es ist heute ein romantisches Hotel-Restaurant.
Die vollständig renovierte, ländlich gelegene Brasserie ist ein ausgezeichneter Ort, um eine gute Tasse Kaffee, ein frisch gezapftes Bier, einen leichten Mittagsimbiss oder ein ausgedehntes Abendessen zu genießen. Von der großen Terrasse aus wird man mit einem außergewöhnlichen Panoramablick auf das wunderschöne Hügelland der Region belohnt. „Het Rode Bos“ nennt sich „die höchst gelegene Brasserie Flanderns“. Unbedingt den Espresso probieren.
Von der „Mutter Gans“ zu den Stiftsdamen
Wer auf originelle Weise auf der Rundreise eine Rast einlegen möchte, der sollte bei der Moeder de Gans in Teuven einkehren. Hier zeigt sich Belgien in Bestform. Das urige Interieur dieses Lokals in einem Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert ist ganz besonders. Das Bauernhaus mit Hof, der auch als großer Biergarten dient, entzückt innen mit Urgemütlichkeit, Erker um den Hausbrunnen, mit offenem Kamin, mit dekorativen historischen Schätzlein, vom Schaukelstuhl bis zur Kaminuhr. Gekocht wird hier eher rustikal. Die Voerener Blutwurst etwa ist extrafein, serviert mit Apfelstreifen auf Salat, dann der Schinken, die bodenständigen Käseplatten, der Voerener Sirup, die Forellen direkt aus der Nachbarschaft, der hausgemachte Apfelkuchen mit Zimt – eine Parade traditioneller Leckereien aus frischen ländlichen Produkten. Es fehlt nur noch eine von den vielen verschiedenen Biersorten, welche die Mutter Gans anbietet. Da empfiehlt sich doch ein original Trappiste – hell, braun oder dunkel, ein Chimay oder ein Rochefort oder vielleicht doch ein Wein? Die feudale Abtei der ehemaligen Stiftsdamen des St. Augustiner-Ordens in Sinnich verbirgt sich romantisch am Ortsrand von Teuven am Ufer des Flüsschens Gulp. Sie ist seit der französischen Revolution in Privatbesitz. Der Turm aus dem 13. Jahrhundert und der vom Aachener Architekten Couven entworfene Frontgiebel (1750) sind von der Straße oberhalb aus nur mit etwas Mühe zu erkennen. Wer aber ein Stück in den Wald hinein geht, bekommt einen Eindruck von der Größe der Anlage. Hervorragend erhalten geblieben ist das Schloss Obsinnich nur zwei Kilometer weiter auf der Burgenroute in Remersdael. Das imposante Gebäude mit dem markanten Zipfelturm liegt in einem ausgedehnten Park und dient heute als Jugendzentrum Castel Notre Dame. Aus dem Tal bei Teuven vorbei an der Abtei Sinnich steigt die Route steil an und man erreicht aus dem Wald heraus eine Höhe, die ein wunderbares Panorama auf die weite Ebene mit der Prachtburg Beusdael wirft. Der massige Bergfried aus dem 13. Jahrhundert schützt die anderen, niedrigeren Gebäude an den Wassergräben, die ebenfalls durch viele verschiedenförmige Türme und deren Dachhauben charakterisiert werden. Den Eingang zum Schlosshof zieren schöne Zwillingstürme. Überhaupt lohnt es sich von der Straße ein Stück ans Schloss heranzugehen, um die Innenseiten zu bewundern. Leider ist das Schloss wie die meisten auf der Burgenroute dem Publikum nicht frei zugänglich.
Auf den Spuren Karls des Großen
Im Laubwald auf einer einsamen Höhe über dem Göhltal befindet sich die Emmaburg (auch Eyneburg genannt). Wer den Innenhof betritt, schreitet ins Mittelalter. Kaum woanders wird dieser Mythos so lebendig wie in den authentischen Gemäuern und der Szenerie einer solchen Burg. Die Legende um Emma, der Tochter Karls des Großen, liegt über der Burg. Sie soll ihren Geliebten Eginhard gegen den Willen ihres Vaters empfangen haben. Die Schritte im Schnee haben sie jedoch verraten. Das Schloss datiert aus dem 13. Jahrhundert.
Asteneter Straße
Hauset
Unter hohen Bäumen liegt an einer Wegkreuzung eine kleine Kapelle aus dem späten 17. Jh. oder frühen 18. Jahrhundert, die dem Hl. Rochus geweiht ist. Sie wurde wahrscheinlich nach der großen Pestepidemie 1635-1637 erbaut, um den Schutzpatron der Pestkranken, den Hl. Rochus anzubeten.
Im Jahr 1899 wurde die Hauptfassade des Kapellchens komplett erneuert. Seit dem Bau einer neuen Kapelle im heutigen Ortskern 1858. der späteren Pfarrkirche, verlor sie ihre liturgische Bedeutung.
Eynatten
Eynatten
Die Eynattener Pfarrkirche, die St. Johannes dem Täufer gewidmet ist, bestand bereits im Mittelalter, wurde dann 1707 ein erstes Mal wieder aufgebaut, als Eynatten zur selbständigen Pfarre wurde.
Das heutige Aussehen und ihre Größe erhielt die Kirche nach einem Brand im Jahre 1953, der den Chor und die Sakristei zerstörte.
Ähnlich wie das Amstenrather Haus hat auch das Vlattenhaus den Charakter einer Wasserburg. Eine Brücke führt zum Wohnhaus. Dieses Herrenhaus sowie das landwirtschaftliche Anwesen tragen ihren Namen nach der Familie von Vlatten, die bis 1733 ihren Sitz dort hatte.
Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner im September 1944 zerstörten zwei Bomben das gerade neu restaurierte Vlattenhaus. Das eigentliche Ziel der Flieger waren mehrere Panzer im Hof des angrenzenden landwirtschaftlichen Anwesens. Nach dem Krieg war dieses zerstörte Haus Wind und Wetter ausgesetzt und zerfiel immer mehr.
In den neunziger Jahren wurde die Ruine durch einen Aachener Architekten wieder neu errichtet gemacht und auf gelungene Weise mit modernen Elementen ergänzt.
Aachener Straße 27
Eynatten
Das "Haus Amstenrath" zu steht in unmittelbarerer Nähe der Hauptstraße, aber gut versteckt hinter seinen Wirtschaftsgebäuden. Es gehörte der Familie von Eynatten und wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Umgeben von einem weiten Wassergraben, ist das Haus über eine schmale Brücke zu erreichen.
Wenn man durch den Vorbau das Haus betritt, findet man sich in einem kleinen rechteckigen Innenhof wieder, in den fast nie die Sonne dringt, und der Zugang zu den drei Flügeln des Gebäudes bietet.
Haus Amstenrath ist in Privatbesitz und daher in der Regel nur von außen zu besichtigen. Dennoch lohnt sich ein Besuch, nicht zuletzt wegen des guten Erhaltungszustandes und der liebevollen Restaurierung des Umfeldes.
Stesterstraße 32
Eynatten
Mitten in Wiesen steht ein imposanter Bergfried aus dem 14. Jahrhundert, die Burg Raaff. Sie gehörte wahrscheinlich der alten Limburger Familie von Rave, woher auch ihr Name stammt. Doch auch die Familie von Eynatten ist unter den bekannten Besitzern zu finden.
Dieser Bergfried ist eines der wenigen noch im Ursprungszustand erhaltenen Beispiele für die mächtigen Wohntürme der Umgebung. Burg Raaff war von einem breiten Wassergraben umgeben. An den vier Ecken sind noch die Reste von Wachtürmchen zu erkennen.
Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts war sie bewohnt. Leider wurde im Jahre 1832 das Dach entfernt und seitdem verfällt das Gebäude immer weiter.
Wie schlafende Riesen liegen die Jahrtausende alten Zyklopensteine, ausgespülte Sandsteinkonglomerate im belgisch-deutschen Grenzwald.
Burgstraße 103
Raeren
Das wohl wichtigste historische Gebäude der Gemeinde ist die Burg Raeren, die bereits 1952 als erstes ostbelgisches Haus unter Denkmalschutz gestellt wurde. Erbaut wurde die Burg in der Mitte des 14. Jahrhunderts auf dem Gelände einer alten Eisenschmelze, unmittelbar am Zusammenfluss von Iter- und Periolbach gelegen.
Der ursprüngliche Wohnturm, der von großen Weihern umgeben war, wurde im Jahre 1583 nach einem Brand von dem damaligen Besitzer Philip von Lomont restauriert und um fast das Doppelte vergrößert. Im Laufe des 18. Jahrhunderts entstand die Anlage, wie sie sich heute präsentiert, mit hohem Turm, Balkon und der jetzigen Zufahrt mit Torbogen.
Seit 1960 ist die Burg Raeren im Besitz der Gemeinde Raeren. 1963 wurde hier das Töpfereimuseum Raeren eingerichtet, das seitdem zu den wichtigsten Spezialmuseen Belgiens gehört und internationalen Ruf genießt..
Burgstraße 103
Raeren
Tel.: +32 (0)87 / 85 09 03
Fax: +32 (0)87 / 85 09 32
info@toepfereimuseum.org
http://www.toepfereimuseum.org
Aussergewöhnliche Sammlung rheinischer Keramik vom 14. bis 19. Jahrhundert, zeitgenössische Keramik, modern gestaltete Ausstellung mit vielen Hintergrundinformationen und interaktiven Informationsmöglichkeiten, Museumsshop, Töpferwerkstatt, regelmäßige Sonderausstellungen, großer Parkplatz und Cafeteria, Führungsprogramme für Gruppen und Schulklassen auf Anfrage.
Täglich, ausser montags, von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: 2,50 €, ermäßigt 1,50 €
Knoppenburg
Raeren
Leider in sehr schlechtem baulichem Zustand präsentiert sich derzeit die "Knoppenburg" im alten Weiler Neudorf. Sie liegt mitten in den Wiesen, am Ende einer herrlichen Kastanienallee und in unmittelbarerer Nähe von sieben kleinen Weihern.
Ursprünglich "Hof auf der Heyde" genannt und im 16. Jahrhundert erbaut, erhielt sie ihren heutigen Namen von den beiden knospenförmigen Zwiebeltürmen, die später hinzugefügt wurden.
Der Hof "Ravenhaus", über dessen Geschichte wenig bekannt ist, wurde bereits im Jahre 1420 erwähnt. Die heutigen Wirtschaftsgebäude stammen wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert. Ein angebliches "mittelalterliches Schloss" ist jedoch vollkommen verschwunden.
Das modern gebaute Herrenhaus wurde im Jahre 1943 durch Brandbomben zerstört und wurde im Jahre 2011 vollständig abgerissen und eingeebnet.
Bergscheid
Raeren
Ein weiteres historisches Gebäude in Privatbesitz ist "Haus Bergscheid", das bereits im 16. Jahrhundert bestand. Das heutige Aussehen stammt größtenteils aus dem 18. Jahrhundert.
Auch hier gehörte die Familie von Schwartzenberg zu den Besitzern, genau so wie die Familie von Wicherding.
Hauptstraße
Raeren
Der wichtigste Sakralbau der Gemeinde ist die St. Nikolaus Pfarrkirche im Dorfzentrum. Sie wurde auf einer kleinen Anhöhe nach Plänen des bekannten Aachener Architekten L. Mefferdatis erbaut. Der barocke Bau wurde von 1720 bis 1723 durch die Einwohner des Dorfes errichtet. Noch heute zählt die Raerener Pfarrkirche zu den schönsten des Eupener Landes und weist neben einem wundervollen Hochaltar und vielfältigen Holzschnitzerein des Leonard Mennicken an Beichtstühlen und Sitzbänken auch einen hervorragenden Kreuzweg auf, der in den 70er Jahren des 20. Jh. von dem bekannten Raerener Künstler André Blank gemalt wurde. Weithin geschätzt ist auch die neue Weimbs-Orgel, die bei regelmäßig stattfindenden Konzerten von international renommierten Organisten bespielt wird. Auch der Friedhof neben der Kirche ist sehenswert. Zahlreiche alte Grabkreuze und Grabdenkmäler zeugen von der Kunstfertigkeit der Raerener Steinmetze.
Aachener Straße 302
Eupen
Schloss Libermé Wasserburg, älteste Erwähnung 1334 als Lehensgut des Aachener Marienstifts. Im 16. Jahrhundert umgebaut, 1684 von französischen Truppen niedergebrannt, wieder aufgebaut, im 18. Jahrhundert erneut abgebrannt und aufgebaut. Zu Beginn der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts komplett renoviert. Die Vorburg mit Bauernhof stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Castle Libermé This moated castle is first mentioned in 1334 as a ‘feudal liege’ property of the Aachen "Marienstift". Rebuilt in the 16th Century, it was sacked and burned down by the French in 1684, rebuilt and again burned down in the 18th Century, only to be rebuilt once more. Fully renovated at the beginning of the last century, the outer wall with its farmhouse dates from the 16th.
Die Komturei (oder Kommanderie) Sint-Pieters-Voeren gehörte einst dem mächtigen deutschen Ritterorden. Sie wurde 1607-1625 im prachtvollen und typischen Stil der Maasländischen Renaissance erbaut. Eine wahrhaft stolze Anlage, deren Reiz besonders durch die Parkanlage mit den vielen Bäumen und den sie umgebenden Fischteichen geprägt ist. Im Park liegt auch die 1666 gemauerte Quelle des Flüsschens Voer. Sie speist die Gartenanlage des Schlosses. Die Kommanderie ist heute in Privatbesitz. Man sollte die Gelegenheit nutzen und an das Gelände herangehen, herrliche Ausblicke sind garantiert.
Hervorragend erhalten geblieben ist das Schloss Obsinnich nur zwei Kilometer weiter auf der Burgenroute in Remersdael. Das imposante Gebäude mit dem markanten Zipfelturm liegt in einem ausgedehnten Park und dient heute als Jugendzentrum Castel Notre Dame.
Der massige Bergfried aus dem 13. Jahrhundert schützt die anderen, niedrigeren Gebäude an den Wassergräben, die ebenfalls durch viele verschiedenförmige Türme und deren Dachhauben charakterisiert werden. Den Eingang zum Schlosshof zieren schöne Zwillingstürme. Überhaupt lohnt es sich von der Straße ein Stück ans Schloss heranzugehen, um die Innenseiten zu bewundern. Leider ist das Schloss wie die meisten auf der Burgenroute dem Publikum nicht frei zugänglich.
Durch das Eingangstor, das dem Schloss Thor (18. Jahrhundert) wahrscheinlich seinen Namen gab, gelangt man zum völlig geschlossenen Innenhof. Im Innern sind die Leinwandgemälde im Salon mit der Geschichte des Salomon sehenswert. In den Weihern hinter den Gebäuden vermutet man die Überreste des ehemaligen Bergfrieds
Das erste Schloss von Ruyff, auch Schloss Baelen genannt, hat zwei außergewöhnliche Zwiebeltürme (18. Jahrhundert). Einige Meter weiter befindet sich das „alte Schloss Ruyff“, eine Wasserburg, die nicht weniger interessant ist.
Fossei 100
Hauset
Im Jahre 1843 erbaut, liegt größtenteils auf Hauseter Gebiet eine der ehemals imposantesten Eisenbahnbrücken der Euregio Maas-Rhein. Die "Hammerbrücke", die ihren Namen dem kleinen Fluss Hammer verdankt, über den sie hinwegführt, war ursprünglich 206,51 Meter lang, 8,474 Meter breit und 36,72 Meter hoch. Sie wurde aus mehr als 8 Millionen Ziegelsteinen erbaut und verband die Eisenbahnlinie Aachen-Köln mit Lüttich.
Diese erste Brücke bildete einen beeindruckenden doppelbögigen Viadukt. Am 10. Mai 1940 wurde sie durch belgische Grenzsoldaten vor den einrückenden deutschen Truppen gesprengt. Dabei kamen acht belgische Soldaten ums Leben. Bei einer Bombardierung am 22. Mai 1944 durch die alliierten Truppen ließen weitere acht deutsche Soldaten ihr Leben.
Gleich nach der Sprengung wurde die Hammerbrücke mittels eines Stahlgerüstes wieder aufgebaut, erneut zerstört und ab 1948 nochmals als Stahlbrücke auf den alten Steinfundamenten aufgebaut. Vor wenigen Jahren musste sie einer neuen Konstruktion weichen, über die in Zukunft der Hochgeschwindigkeitszug THALYS von Deutschland nach Belgien und weiter nach Frankreich oder England fährt.
Das gut erhaltene Schloss Bempt, befindet sich direkt hinter dem sehenswerten Haus „Gulpen“ und der alten Schmiede.
Schloss „Streversdorp“ ist mit Wassergräben umgeben und weist Türme aus dem 16. Jahrhundert und einen Bergfried aus dem 13. Jahrhundert sowie eine barocke Kapelle auf.
Teile von Schloss Vieljaeren in Hombourg datieren aus dem 13. Jahrhundert. Es zählt zu den besterhaltenen Wasserburgen der Region. Der ehemalige Rittersitz mit Wirtschaftshof ist unweit der Straßenkreuzung Hombourg/Aubel und Henri-Chapelle/Teuven etwas versteckt gelegen.